PSU-Team: Kollegiale Unterstützung in schwierigen Situationen

Manche Situationen im Klinik-Alltag können für Pflegende, für Ärzte oder weitere Beschäftigte sehr belastend sein. Ein unerwarteter Todesfall zum Beispiel, eine schwierige Reanimation, ein Vorfall mit Kindern, ein aggressiver Übergriff oder andere traumatische Ereignisse, die eine persönliche Krise auslösen. „Früher hat man einfach gesagt: Du arbeitest im Krankenhaus, da musst du durch, das gehört im Klinikbetrieb dazu – heute weiß man: man darf sich auch helfen lassen“, sagen Dr. Elli Kaul, Sabine Rittner und Bernadette Salanga. Die drei bilden gemeinsam mit 18 weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Klinikums Landsberg das hauseigene PSU-Team.

PSU ist die Abkürzung für Psycho-Soziale-Unterstützung (siehe eigener Infokasten „PSU akut“). Der Auftrag: Kolleginnen und Kollegen im klinischen Alltag in belastenden Situationen zu stärken, Gespräche zu moderieren, für sie da zu sein.

Inzwischen sind es 21 „Peers“

Noch recht klein fing das PSU-Projekt im Jahr 2021 im Klinikum Landsberg an. Dr. Elli Kaul startete damals die Fortbildungen für die sogenannten „Peers“ – das sind jene geschulten Kolleginnen und Kollegen, die im PSU-Team Unterstützung nach schwerwiegenden Ereignissen anbieten. Später wuchs das Team von anfangs zwei Peers auf inzwischen 21 an. Die meisten davon sind für 1:1-Gespräche ausgebildet. Teamleiterin Dr. Elli Kaul sowie Bernadette Salanga und Sabine Rittner können zusätzlich Gruppeninterventionen einberufen, falls nötig. „Wichtig ist vor allem eine zügige Bearbeitung, damit das Ereignis möglichst schnell besprochen werden kann – gerade, wenn ein ganzes Team betroffen ist, sollten alle Beteiligten zeitnah an einen Tisch gebracht werden“, erklärt Dr. Kaul.

 

Entweder im Einzelgespräch oder in der Gruppe kann man sich austauschen, Gefühle mitteilen, sich gegenseitig entlasten, durch das Aussprechen des Erlebten „Ordnung im Gehirn“ schaffen und gestärkt, mit einem besseren Gefühl, weitermachen. „Wir moderieren die Gespräche, stärken die Kolleginnen und Kollegen, hören ihnen zu“, erzählt Sabine Rittner. Natürlich seien die Peers keine Psychotherapeuten – allerdings könne das PSU-Team bei Bedarf auch an entsprechende Fachleute weitervermitteln, fügt Dr. Elli Kaul an.

Immer erreichbar

Im Klinikalltag kommt das Angebot des PSU-Teams gut an. Immer wieder nimmt ein Kollege oder eine Kollegin Kontakt zu einem der 21 Peers auf. Zu erkennen sind sie am PSU-Logo auf den Namensschildern. Zusätzlich hängen im Klinikum Plakate mit Fotos des PSU-Teams aus – so haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gleich die Ansprechpartner vor Augen. Auch via E-Mail oder Telefon sind die Peers zu erreichen. „Und das Schöne ist, dass wir alle in den unterschiedlichsten Bereichen des Klinikums arbeiten – das ist ein echt gutes Netzwerk aus allen Abteilungen. So bekommen die Peers oft gleich von selbst mit, wenn etwas Gravierendes passiert ist und können aktiv auf die jeweiligen Personen zugehen“, berichtet Bernadette Salanga. Sie ist die Leitende Hebamme im Haus. Sabine Rittner arbeitet im Sozialdienst. Dr. Elli Kaul ist Ärztin der Anästhesie.

Niemand ist vor einer Krise gefeit

Welches Ereignis als besonders traumatisch und belastend empfunden wird, sei natürlich sehr subjektiv und individuell verschieden. Aber niemand, egal in welcher Position oder Abteilung er arbeite, sei vor Krisen gefeit, sind sich Dr. Elli Kaul, Sabine Rittner und Bernadette Salanga einig. Und genau dafür gebe es das PSU-Team. „Wir zeigen: Darüber zu sprechen ist kein Eingeständnis von Schwäche. Im Gegenteil: Es hilft, es dient der Stärkung der Mitarbeiter, der Unterstützung in einer schwierigen Situation – und schützt in manchen Fällen sogar vor längeren Krankheitsausfällen.“

Symptome wie Kopfschmerzen oder Schlafstörungen sind oft die Folge

Denn dass einem etwas besonders zugesetzt hat, merke man oft auch an Symptomen wie zum Beispiel Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Flashbacks, Albträumen, Konzentrationsschwächen, Unruhe und Gereiztheit, Appetitlosigkeit oder vielem mehr. Diese Symptome zu ignorieren, könne zu längerfristigen Problemen führen. Spreche man aber darüber, lasse seinen Gefühlen mal freien Lauf, sei das sehr reinigend und heilsam.

 

Die drei Frauen sind auch glücklich darüber, dass man bei der Psychosozialen Unterstützung im Klinikum Landsberg nun mit einem so großen Team und zusätzlich mit einem Kooperationsvertrag mit der AOK gut aufgestellt ist: „Im Vergleich zu den meisten anderen Kliniken ist das schon ganz besonders“, freut sich Dr. Elli Kaul.

 

Über „PSU akut e.V.“:

Zur nachhaltigen Umsetzung von Psychosozialer Unterstützung (PSU) für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen wurde im Jahr 2013 der gemeinnützige Verein PSU-Akut e.V. in München ins Leben gerufen. Kollegiale Unterstützer (Peers) bieten im Ereignisfall Gespräche zur Stabilisierung und Entlastung an. Darüber hinaus vermitteln sie bei Bedarf an geeignete Fach- und Beratungsstellen weiter.

Weitere Infos unter: www.psu-akut.de