Tennisarm oder Golfer-Ellenbogen: Nicht nur ein Sportler-Problem

Die Diagnose Tennis- oder Golfer-Ellenbogen klingt anfangs wie eine Sportverletzung. Doch viele Patienten, die darunter leiden, haben noch nie eine der beiden Sportarten ausgeübt. Die Krankheitsbilder entstehen meist durch Überbelastung, erklärt Dr. Susanne Lochner, Oberärztin der Orthopädie und Fallchirurgie am Klinikum Landsberg.

Die medizinische Bezeichnung für den „Tennisarm“ oder „Golfer-Ellenbogen“ lautet übrigens Epicondylitis humeri radialis bzw. ulnaris.

Definition

Die Erkrankung ist ein schmerzhafter Reizzustand der Sehnenansätze von Muskeln des Unterarms, wie ihn sich zumeist Tennis- oder Golfanfänger durch falsche Technik und Überlastung der Muskeln/Sehnen im Unterarm zuziehen.

Sind die Stecker des Unterarms, des Handgelenkes und der Finger betroffen, spricht man vom „Tennisarm“, sind die Beuger betroffen von einem „Golfer-Ellenbogen“.

Ursachen für einen Tennisarm bzw. Golfer-Ellenbogen sind oftmals jedoch gar keine sportlich Betätigung, sondern das Ergebnis alltäglicher Beschäftigungen, wobei die Unterarmmuskeln und damit die Sehnen stark beansprucht werden. Längeres Heckeschneiden, ungewohntes Schneeschaufeln, intensives Tippen auf der Computertastatur und die beruflichen Tätigkeiten des Installateurs oder Fliesenlegers machen sich häufig am Ellenbogen bemerkbar.

An den sogenannten Epicondylen, kleine Knochenvorsprünge auf der Außen- und Innenseite des Ellenbogens, setzen die Sehnen der Muskulatur an, die die Bewegungen des Unterarm, des Handgelenkes und der Finger bewirkt. Dort ist das Zentrum der Schmerzen und der Reizung.

Wird der Reiz fortgesetzt, so folgt meistens eine Entzündung der Sehnenansätze. Bei weiterer Fortsetzung der Überlastung droht die Chronifizierung der Schmerzen und letztendlich kann im Verlauf bei Ignorieren der Schmerzen auch ein Defekt an der Sehnenplatte durch anhaltende Entzündung und Minderdurchblutung der Sehnenansätze entstehen.

 

Symptome

Beim beginnendem Tennisarm/Golfer-Ellenbogen treten stechende Schmerzen im Bereich des äußeren bzw. inneren Ellenbogens auf. Die meist nach belastenden Tätigkeiten wie dem Anheben von Lasten oder Arbeit an Tastatur und Maus auftreten.

Als typische Symptome treten nachfolgend aufgeführte Schmerzen am äußeren bzw. inneren Ellenbogen auf:

  • Druckschmerz direkt an den Sehnenansätzen
  • Unterarm Drehschmerz
  • Schmerzen, wenn man das Handgelenk gegen einen Widerstand streckt/beugt
  • Schmerzen, wenn der Mittelfinger gegen einen Widerstand gestreckt wird
  • Ellenbogenschmerz bei gestrecktem/gebeugtem Ellenbogen und passiv gebeugter und gestreckter Hand

 

Diagnose

Die Diagnosestellung erfolgt beim „Tennis-/Golfer-Ellenbogen“ anhand der Anamnese und Untersuchung. Die geschilderten Beschwerden, sowie Angaben zu früheren Erkrankungen, sportlichen und beruflichen Belastungen, werden erfasst. Zum Ausschluss anderer Ellenbogenerkrankungen kommen je nach Verdacht Labor-, Röntgen- und Ultraschalluntersuchungen bzw. eine Kernspintomographie des Ellenbogens hinzu.

 

Behandlung allgemein

Die Behandlung der o.g. Krankheitsbilder ist in den ersten sechs Monaten in aller Regel primär immer konservativ, da sich innerhalb dieses Zeitraumes in ca. 90 Prozent aller Fälle eine deutliche Besserung der Beschwerden einstellt.

Eine operative Therapie bleibt den wenigen Fällen vorbehalten, die trotz einer konsequenten konservativen Therapie auch nach sechs Monaten noch Beschwerden haben oder die einen größeren Defekt am Ansatz der Sehnen haben.

 

Behandlung konservativ

Vermeiden bzw. Erlernen der richtigen Technik bei beispielsweise Tennis- bzw. Golfspielern,  die mit falscher oder ohne Technik spielen. Wird die richtige Technik erlernt und die Muskulatur ausreichend trainiert, können die Beschwerden schnell wieder verschwinden.

Bei Auftreten und anhaltenden Beschwerden durch häusliche oder berufliche Tätigkeiten (wie bspw. Heckenschneiden, ungewohntes Schneeschaufeln, intensive Computerarbeit, Tätigkeiten des Installateurs oder Fliesenlegers) empfehlen wir das Vermeiden dieser Überlastungen bzw. das Umlernen mit Hilfsmitteln z.B. mit ergonomischer Computermaus.

Bei anhaltenden Beschwerden kommen eine Reihe konservativer Therapiemaßnahmen zum Einsatz: Epicondylitis-Spangen, Physiotherapie mit Querfriktion, Dehnübungen, Kryotherapie, Ultraschall- oder Elektrotherapie mit begleitender antientzündlicher und analgetischer (schmerzreduzierender) Medikamenteneinnahme.

 

Behandlung operativ

Halten die Beschwerden nach erfolgter konsequenter konservativer Kombinations-Therapie über 6 Monate weiterhin an oder zeigt sich im MRT ein größerer Defekt am Ansatz der Sehnen bleibt ein operativer Eingriff als Behandlungsmöglichkeit übrig, um die Beschwerden nachhaltig zu beseitigen. Hierbei werden Teile der Operation minimalinvasiv (mit kleinen Zugängen/Hautschnitten) und Teile in arthroskopischen Operationstechniken durchgeführt. Stadienabhängig und abhängig von der bereits erfolgten Vorbehandlung können Nervenverödungen, eine Sehnenkerbung/-lösung, aber auch Sehnen- und Bandplastiken erforderlich sein. Bei einer begleitenden Gelenkspiegelung werden gelenkseitige Schäden in einer Sitzung erkannt und mitbehandelt.

 

Rehabilitation

Als Nachbehandlung bei operativer Versorgung ist anfangs eine Ruhigstellung mittels Oberam-Castschiene erforderlich, nach Abschwellung wird dann auf eine Bewegungsorthese (Epi-ROM Orthese) umgestellt, die bis zum Abschluss der sechsten Woche nach der Operation getragen wird. Die Bewegungsorthese wird im Verlauf der ersten sechs Wochen in ihrem Bewegungsrahmen dem Heilungsverlauf angepasst. Anfangs wird die aktive Beweglichkeit eingeschränkt und nachfolgend stufenweise erweitert. Für sechs Wochen nach der Operation findet eine physiotherapeutische Beübung nur mit Bewegungsübungen statt. Ab der sechsten Woche kann dann begleitend zur Bewegungsübung der schrittweise Kraftaufbau innerhalb der nächsten sechs Wochen erfolgen.

Eine sportliche Aktivität bei der Kraft erforderlich ist, kann nach ca. 3 Monaten wieder begonnen werden.

Die Arbeitsfähigkeit ist stark abhängig vom Beruf. Bei Arbeiten ohne körperliche Belastung ca. 8 Wochen, mit körperlicher Belastung ca. 12 Wochen.

Kontakt zu unseren Ärzten

Wenn Sie unter entsprechenden Beschwerden im Bereich des Ellenbogens leiden, wenden Sie sich bitte an Oberärztin Dr. Susanne Lochner oder Chefarzt Dr. Urs Abker. Termine können in unserer Schulter- und Ellenbogensprechstunde über Frau Wahl unter der Telefonnummer 08191/333-1875 vereinbart werden.