Berufsfachschule: Schulleiter Reinhold Pschera geht in den Ruhestand

Eine Gruppe junger Leute steht in der Pause entspannt im Raucherbereich der Berufsfachschule für Pflege. Alle plaudern, lachen, manche rauchen. Und mittendrin: Reinhold Pschera. Eine ganz typische Szene für alle Mitarbeiter des Klinikums Landsberg. Und zwar seit 36 Jahren. Denn so lange ist Pschera Lehrer an der Berufsfachschule (kurz BFS) des Klinikums – 30 Jahre davon als Schulleiter. Und eines war ihm in dieser Zeit immer das Wichtigste, wie er sagt: Der persönliche Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern und dem Lehrerkollegium, das gute und menschliche Miteinander, sowohl im theoretischen und praktischen Unterricht, als auch darüber hinaus, bei Ausflügen oder Klassenfahrten. Oder eben in der Pause zum kurzen Plausch. Jetzt geht Reinhold Pschera in den Ruhestand. Seine ruhige, sympathische Art, sein feiner Humor und seine Fähigkeit, mit den Auszubildenden immer auf Augenhöhe zu agieren, wird fehlen, da sind sich alle einig.

Immer auf Augenhöhe

Deshalb ist für ihn die Antwort auf die Frage, was in all den Jahren das Schönste war, ganz klar: „Immer wieder zu sehen, wie eine neue Klasse anfängt, die Schülerinnen und Schüler zu begleiten und nach drei gemeinsam erlebten Jahren zu entdecken, welche Entwicklung hin zu tollen Persönlichkeiten sie durchlaufen haben – das ist einfach wunderbar“, sagt Reinhold Pschera gerührt. Natürlich weiß der 65-Jährige auch, wie viele Auszubildende er in seiner Zeit als Lehrer und Schulleiter der BFS erlebt hat: „Es waren genau 634 Schülerinnen und Schüler in all den Kursen – 60 Prozent der im Klinikum arbeitenden Pflegekräfte haben in unserer BFS die Ausbildung gemacht!“ Und selbstverständlich kennt Pschera sie alle, weiß genau, welche Kollegin oder Kollege in welchem Kurs und in welchem Jahr das Examen in der Tasche hatte.

Die ehemaligen Schüler und Kollegen aus den Anfängen Pscheras als Lehrer an der BFS in Landsberg können sich wiederum gut an dessen coolen „Look“ erinnern: schwarzer Bart, große Brille, schwarze lange Haare. „Ja, ich war ein Hippie und ein Rocker, sah anfangs noch etwas verwegen aus – auf dem Bewerbungsfoto von 1987 waren die Haare dann schon seriöser geschnitten. Ein Rocker bin ich aber heute noch, war gerade erst mit meiner Frau beim Konzert von Bruce Springsteen“, erzählt Pschera lachend, der auch ein leidenschaftlicher Fan von Karl Valentin ist, denn: „Ohne Humor geht im Leben gar nichts – damit kann man auch schwierige Situationen gut überstehen!“.

 

Für seine Frau und seine Tochter möchte er in Zukunft endlich mehr Zeit haben, ebenso für Kunst und Kultur, Konzerte und Reisen. „Das ist alles ein bisschen zu kurz gekommen“, sagt der 65-Jährige, der in Lamerdingen wohnt, selbst gelernter Krankenpfleger ist (Ausbildung am Uniklinikum in Tübingen)  und später die praktische Berufslaufbahn als Lehrer für Pflegeberufe beschritten hat. Seine Ehefrau Simone, mit der er seit 38 Jahren verheiratet ist, ist Krankenschwester, arbeitete selbst ebenfalls sechs Jahre lang am Klinikum Landsberg.

 

Auch nach all der Zeit brennt Reinhold Pschera für den Pflegeberuf: „Es ist immer noch einer der interessantesten Berufe überhaupt, weil man den Menschen so nahe kommt, weil man mit ihnen auf einer Ebene ist.“ Und es lohne sich nach wie vor für junge Menschen, sich dafür zu bewerben, denn: „Die Ausbildungsvergütung gehört zum oberen Viertel bei den beruflichen Ausbildungen. Und unsere Schule ist ein sehr positives Aushängeschild, das Klinikum ist einer der größten Arbeitgeber im Landkreis – die BFS ist einfach mein ‚Baby‘, da hängt mein ganzes Herzblut daran.“

Deshalb ist er auch so froh über seinen Nachfolger als Schulleiter, René Leisten, den wir in Kürze in einem eigenen Porträt vorstellen werden. „Über diese Lösung bin ich überaus glücklich und dankbar, für alle Beteiligten. Mit René Leisten als Nachfolger kann ich ab September beruhigt in den Ruhestand gehen“, freut sich Pschera. So richtig vorstellen kann es sich der 65-Jährige zwar momentan noch nicht, einfach von „120 auf null herunterzufahren“, wie er zugibt. Sich weiterhin viel mit Menschen beschäftigen zu können, ist seine Hoffnung.

 

Und der Blick in die Zukunft der Berufsfachschule für Pflege hin zum Bau des neuen Ausbildungscampus stimmt ihn sehr positiv: „Ich bin froh, den Neubau mit auf den Weg gebracht zu haben und bin Vorstand Herrn Woedl so dankbar dafür, dass er diesen großen Wunsch umsetzt. Wir brauchen die neue Schule, weil wir mit dem alten Bau nicht mehr zukunftsfähig wären, zu wenig Platz haben. Die neue Schule wird groß, modern und richtig toll – das freut mich für alle, für das ganze Klinikum“, so Pschera. Denn in den vergangenen Jahren sei die Pflegeausbildung um ein Vielfaches komplexer und vielschichtiger geworden, erklärt er, es gelte, sich vielen neuen Anforderungen zu stellen – auch den Lehrerinnen und Lehrern werde einiges abverlangt. Mit dem neuen Ausbildungscampus sei man aber bestens gerüstet für die Zukunft.

 

Übrigens wäre Reinhold Pschera beinahe gar nicht nach Landsberg gekommen, wie er im Gespräch verrät: „1987 sollte ich eigentlich für den Deutschen Entwicklungsdienst (DED) eine Pflegeschule in Südamerika aufbauen und die dortigen Kräfte schulen.“ Der Liebe wegen ließ er das aber sein und fand über verschiedene Lehrerkontakte den Weg nach Landsberg, wo es bereits seit 1968 die Berufsfachschule für Pflege gab. Reinhold Pschera war der vierte Schulleiter, vor ihm hatte Elisabeth Tausch (bis 1993) diese Funktion inne. „Bayern und speziell Landsberg haben meiner Frau und mir einfach so gut gefallen, wir waren uns einig, dass wir hier bleiben wollen“, so Pschera, der in Reutlingen geboren ist und vor seiner Zeit in Landsberg zuerst in Tübingen und in Murnau in der BG-Unfallklinik gearbeitet hat. Den Impuls, vom Krankenpfleger zum Lehrer für Pflegeberufe zu wechseln, bekam er von seinem ehemaligen Kursleiter. „Er hat mir dazu geraten, weil ich mich früher schon gerne um die Schüler gekümmert habe. Ansonsten wäre ich wahrscheinlich gar nicht auf die Idee gekommen“, berichtet Pschera schmunzelnd. Aber wie sich herausstellen sollte, war es eine richtig gute Idee. Eine, von der alle Schülerinnen und Schüler, Lehrerkolleginnen und -kollegen und weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Klinikums Landsberg profitieren durften.

Wir wünschen Reinhold Pschera einen wunderbaren, rockigen, lustigen „Unruhestand“!