Mit zarten 17 Jahren und einem konkreten Plan im Gepäck kam Filipe Fafetino Guiamba aus Mosambik (einer Region in Südostafrika) in Deutschland an – in Suhl/Thüringen. Das war im Mai 1981, als die Mauer das Land noch trennte. Filipe war mit einigen Kollegen aus der Heimat angereist. Das Ziel der jungen Männer: „Wir wollten uns als Observatoren für Meteorologie weiter ausbilden lassen und danach zurück nach Mosambik gehen, um dort in diesem Beruf zu arbeiten“, berichtet der heute 64-Jährige und fügt schmunzelnd an: „Es kam dann doch alles ganz anders.“
Sechs Kinder und zwölf Enkel
Denn was folgte, war ein langer Weg voller beruflicher Veränderungen, der ihn viele Stationen und viele Jahre später ans Klinikum Landsberg führen sollte. Heute hat Filipe gemeinsam mit seiner Frau Martina sechs Kinder und zwölf Enkel und arbeitet bereits seit dem Jahr 2010 in unserem Küchenteam. „Ich bin zufrieden und fühle mich wohl“, sagt er dazu lächelnd, „es ist wirklich ein nettes Team hier und ein schönes Arbeiten“. Sein Weg zur gelungenen Integration war in all den Jahren seit 1981 zwar manchmal steinig, führte vor allem beruflich zu jeder Menge Abwechslung, aber der sympathische Kollege mit den blauen (!) Augen hat nie aufgegeben, sondern sein Glück selbst in die Hand genommen.
Er baute Mopeds und arbeitete für einen Architekten
Dass er später einmal in der Küche des Klinikums arbeiten würde, dachte Filipe damals, 1981, noch nicht. Nach der Schule in Suhl wurde er in die Produktion einer Fabrik integriert –„wir bauten Mopeds und ich wurde zum Montageschlosser für Zweiradfahrzeuge ausgebildet“, erinnert er sich. 1985 war sein Ausweis ausgelaufen und er reiste zurück nach Mosambik. „Ich hatte ja einen Beruf und wollte dort arbeiten. Aber beim Ministerium für Arbeit sagten sie: ‚Wir haben keine Stelle für dich.‘“ Das landwirtschaftlich geprägte südostafrikanische Land, das vom 15. Jahrhundert bis 1975 eine portugiesische Kolonie gewesen war, sei damals in der Metall-/Industriebranche einfach noch nicht so weit gewesen. „Aber sie fragten mich: ‚Willst du zurück nach Deutschland?‘ Dann machte ich das!“
Glück im Unglück
Glück im Unglück, denn nur ein Jahr später lernte er seine spätere Frau Martina kennen, die beiden heirateten im September 1990.
In Neustadt in Sachsen fand Filipe Arbeit bei einer Maschinenbaufirma und qualifizierte sich zum Maschinenbaumeister, später war er bei einer weiteren Firma in Neustadt im Landmaschinenbau tätig.
Der Mauerfall brachte schließlich jedoch auch große wirtschaftliche Veränderungen mit sich, und Filipe wechselte ins Maurer-Gewerbe: „Das war schwere körperliche, aber eine Zeit lang gute Arbeit, bis die große Hochwasserkatastrophe 2002 in Sachsen vieles zerstörte.“ Arbeitslos zu sein, war noch nie etwas für Filipe – und so wollte es eine glückliche Fügung, dass er einen Architekten kannte, der in Eresing im Landkreis Landsberg wohnt, aber gerade ein Hausprojekt in Bad Schandau hatte. „Ihm hat meine Arbeit gefallen, wir verstanden uns gut – und dann schlug er mir vor, zu ihm nach Bayern zu kommen und als Maurer bei verschiedenen Projekten zu arbeiten“, berichtet der heute 64-Jährige dankbar. Im Jahr 2003 zog es Filipe also vom Osten in den Süden des Landes, seine Familie – die Kinder sind heute zwischen 25 und 30 Jahren – kam etwas später nach.
Mit dem Motorrad zum “Bewerbungsgespräch”
Sechs Jahre später wollte er sich aber erneut – und dieses Mal aus eigenen Stücken – beruflich verändern, aus einem einfach Grund: „Das Problem beim Bau sind die Monate zwischen September und Februar, wenn es wegen der Winterpause keine Arbeit gibt. Das konnte so nicht weitergehen.“ Also stieg Filipe kurzerhand auf sein Motorrad und nahm seinen weiteren Weg in Landsberg selbst in die Hand, wie er lachend erzählt: „Ich bin einfach losgefahren, bin am Klinikum ausgestiegen, habe dort in der Personalabteilung einen sehr netten Mann getroffen und ihm gesagt, dass ich Arbeit suche. ‚Sind Sie Arzt?‘, hat er mich gefragt. ‚Nein‘, sagte ich, ‚aber ich will endlich das ganze Jahr lang durcharbeiten!‘“
Gesagt, getan, die Eigeninitiative imponierte allen – und schon hatte der sympathische und fleißige Filipe neue Arbeit in der Abteilung Hauswirtschaft des Klinikums Landsberg gefunden. Zuerst in der Bettenzentrale tätig, wurde er schnell vom Küchenchef „abgeworben“, der ihm vorschlug, im Küchenteam zu arbeiten.
Seit 14 Jahren am Klinikum
„Das ist schon 14 Jahre her“, sagt Filipe ungläubig. Längst wohnt er mit seiner Familie in Landsberg, besucht aber immer wieder seine Cousins und Cousinen in Mosambik. Der große Traum von einst, eines Tages dort in der Metallbranche arbeiten zu können, ist schon lange verflogen. Trotzdem ist Filipe Fafetino Guiamba glücklich und zufrieden, fühlt sich im „Multi-Kulti-Team“ der Klinikküche wohl und will hierbleiben, bis er 2027 in die verdiente Rente gehen wird.