Wie man sich in einem fremden Land fühlt, kann Andrea Fulova gut nachvollziehen. „Mit einem Köfferchen und nur ein paar deutschen Sätzen im Gepäck stand ich damals in München und musste mich irgendwie zurechtfinden“, sagt sie. Im Jahr 2002 kam Andrea Fulova aus der Slowakei nach Deutschland, als Pflegekraft (noch) ohne Anerkennung.
Das ist viele Jahre her. Heute denkt die ausgebildete Gesundheits-/Krankenpflegerin und Praxisanleiterin lächelnd und ein wenig wehmütig daran zurück. Seit 1. Juli 2024 ist Andrea Fulova die neue Integrationsbeauftragte des Klinikums Landsberg. Und kümmert sich im Arbeitsalltag um die Kolleginnen und Kollegen, die ebenfalls aus einem anderen Land stammen und hier Fuß fassen wollen.
Viel deutsch lesen und sprechen!
„Das Wichtigste ist, immer viel in der deutschen Sprache zu sprechen und zu lesen – auch außerhalb der Deutschkurse und der Arbeit!“ Diesen wichtigen Tipp gibt Andrea Fulova allen, die sich hier gut integrieren möchten. Sie selbst hat das vor 22 Jahren so gemacht, wie sie erzählt: „In München angekommen, war erstmal alles schwierig, aber ich bin gleich in die Bücherei gegangen und habe viele deutsche Kinderbücher gelesen, später dann Romane. Dadurch habe ich die neue Sprache – zusätzlich zum Lehrstoff aus den Kursen – schnell sehr viel besser gelernt.“
Nicht den Kopf in den Sand stecken
Zuerst arbeitete Andrea Fulova bei verschiedenen Pflegediensten. Schließlich konnte sie die Prüfung zur Anerkennung absolvieren. Als Gesundheits- und Krankenpflegerin arbeitet sie zunächst im Krankenhaus Tutzing und später – der Liebe wegen – in Schongau. Dort war sie nach einer Weiterbildung als zentrale und dezentrale Praxisanleiterin tätig, war also für die Schülerinnen und Schüler zuständig. „Es hat mir immer Spaß gemacht, zu unterrichten“, schwärmt sie. Zusätzlich hat sie sich zur Wundexpertin fortgebildet.
Als in Schongau Arbeitsplätze abgebaut wurden, traf es auch Andrea Fulova. Den Kopf in den Sand zu stecken war keine Option für sie, also schickte sie eine Initiativbewerbung ans Klinikum Landsberg. Die Stelle als Integrationsbeauftragte war frei und sagte Andrea Fulova sofort zu.
„Jetzt arbeite ich mit den Pflegekräften in Anerkennung und hoffe, ihnen mit der Sprache und im Arbeitsalltag gut helfen zu können – eigentlich ist es ganz ähnlich wie als Praxisanleitung. Ich lerne, die Stärken und Schwächen der Kolleginnen und Kollegen zu erkennen und helfe ihnen, wo es geht.“
Nach den erforderlichen B2-Sprachkursen könnten die meisten schon ganz gut Deutsch sprechen, sodass die Kommunikation untereinander möglich sei. „Aber ich weiß noch gut, wie es ist, wenn man sich am Anfang durchkämpfen muss und Sprachdefizite hat: Man muss immer weiter an sich arbeiten. Viele trauen sich am Anfang noch nicht so richtig, treffen sich in der Freizeit mit Freunden aus dem gleichen Heimatland und sprechen untereinander natürlich in der Heimatsprache.“ Dabei sei es besonders wichtig, auch dann deutsch zu sprechen und zu lesen, sich Kinofilme auf Deutsch anzusehen, sich mit dem neuen Land, der Geschichte, der Kultur und der Natur zu beschäftigen. „Es ist so schön hier – es lohnt sich!“, ist sie überzeugt.
Bei den praktischen Prüfungen begleitet sie die derzeit 21 Kolleginnen und Kollegen aus dem Klinikum Landsberg, die bald ihre Anerkennung erhalten werden.
Noch ist Andrea Fulova selbst dabei, sich in ihre neue Aufgabe einzuarbeiten. „Ich bin aber schon gut integriert hier im Haus, es gefällt mir gut im Klinikum“, freut sie sich.
Ihre Ziele als Integrationsbeauftragte: „Dass die Pflegekräfte in Anerkennung hier gut ankommen, dass sie nicht ausgeschlossen sind. Ich möchte sie unterstützen und mit Tipps und Tricks zur Seite stehen, bin gerne jederzeit ihr Ansprechpartner.“