Das schmerzt sehr: Nach der Schulter ist der Ellenbogen des Menschen am zweithäufigsten von Ausrenkungen betroffen. In der Medizin heißt so eine Ausrenkung „Luxation“. Meist liegt der Luxation des Ellenbogens ein akutes Trauma – zum Beispiel durch einen Sturz bei Glatteis auf den ausgestreckten Arm – zugrunde, berichtet Dr. Urs M. Abker, Chefarzt der Unfallchirurgie und Orthopädie am Klinikum Landsberg.
Wie „funktioniert“ ein Ellenbogen? Die Stabilität wird durch die Kombination von knöchernen, bandtechnischen und muskulären Strukturen gewährleistet. Vor allem der Innen- und Außenbandapparat trägt wesentlich zur Führung des Gelenkes bei. „Im Rahmen einer unfallbedingten Luxation kommt es zur Zerreißung der Kapselbandstrukturen, gegebenenfalls mit zusätzlicher knöcherner Beteiligung“, so Dr. Abker.
Die Diagnose: Ärzte erkennen eine Ausrenkung an einer meist sichtbaren Fehlstellung des Ellenbogens. Zudem sind die Bewegungen schmerzhaft eingeschränkt. Eine Röntgenaufnahme zeigt die Art der Luxation (80 Prozent nach hinten oder hinten/außen) und eine eventuell bestehende knöcherne Beteiligung. Wie Dr. Abker erklärt, lassen sich im MRT Schäden an den Bändern, der Kapsel und den Muskeln sowie den knorpeligen Gelenkpartnern darstellen.
Die Therapie: Die wichtigste Akutmaßnahme ist die schmerzfreie Reposition (Wiedereinrichtung, umgangssprachlich „Einrenken“) des Gelenkes, gegebenenfalls in Kurznarkose. Hiernach lässt sich die Stabilität in Streckung und 30-Grad-Beugung prüfen, die einen entscheidenden Hinweis für die weitere Therapie darstellt. Therapieziel ist die Wiederherstellung einer stabilen und schmerzfreien Gelenkfunktion bei möglichst freier Beweglichkeit.
Die Zeit danach: Zeigt sich im Röntgenbild nach der Reposition eine korrekte Einstellung des Ellenbogens, muss das Gelenk zunächst ruhig gestellt werden – und zwar mittels Oberarmschiene für fünf bis zehn Tage. Im Anschluss wird die Behandlung laut Dr. Abker mit einer Ellenbogen-Orthese (ggf. mit anfänglicher Limitierung der Streckung) für weitere vier Wochen fortgesetzt. Krankengymnastische Übungen beugen einer Einsteifung des Gelenkes vor. Hierbei hat sich die sogenannte „overhead“-Rehabilitation insbesondere bei komplexen Verletzungen bewährt.
Operative Therapie: Manchmal kommt man um eine Operation aber auch nicht herum, wie der Chefarzt weiter berichtet: „Zeigen sich eine höhergradige Instabilität, eine anhaltende Fehlstellung im Röntgen/MRT oder knöcherne Begleitverletzungen/Muskelabrisse, ist eine operative Therapie nötig. Und ebenso, wenn der Patient oder die Patientin ein anhaltendes Instabilitätsgefühl im Rahmen der Krankengymnastik beklagt.“
Bei der Operation werden die meist knochennah abgerissenen Bänder über kleine selbstauflösende Knochenanker wieder reinseriert und gleichzeitig die Muskelansätze der Unterarmbeuger/-strecker wiederhergestellt. In 90 bis 95 Prozent der Verletzungen können hierdurch gute bis sehr gute Ergebnisse erzielt werden, so Dr. Abker. Eine eventuell anhaltende Einschränkung der Beweglichkeit korreliert mit dem Ausmaß der Verletzungsschwere und kann nicht immer verhindert werden. Gerade in diesen Fällen, so Dr. Abker, ist eine längerfristige krankengymnastische Nachbehandlung wichtig.