Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin: Fragen an Chefarzt Dr. Schnelke

Unsere Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin gibt es in der jetzigen Form unter der Leitung von Chefarzt Dr. Alexander Schnelke seit genau vier Jahren. Die Oberärzte Dr. Steidl und Dr. Kadàr sind hinzu gekommen; ebenso unser Maskottchen Ludwig Lustig. Zeit ein kleines Resümee zu ziehen und zugleich neugierig zu sein:

Frage: Dr. Schnelke, Sie sind seit 1. Januar 2019 im Klinikum Landsberg Chefarzt der Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin. Was hat sich seit Ihrem Amtsantritt dort verändert?

Dr. Schnelke: Für die Kinderklinik ist es einen Riesenschritt nach vorne gegangen. Vor allen mit den vielen kleinen Kindern. Wir haben immer mehr Frühgeborene und immer mehr kranke Neugeborene. Wir haben auch immer mehr Geburten und die Neonatologie läuft sehr gut. Die Schwere der Erkrankungen, die wir im Haus behandeln, hat sich deutlich verändert. Es sind viel kränkere Kinder auf Station als früher. Wir haben mehr Geräte angeschafft; so haben wir z. B. die komplette Station mit einer Monitoranlage ausgestattet.

Frage: Aktuell sind wir perinataler Schwerpunkt, d.h. wir können Kinder ab der 32. Schwangerschaftswoche bei uns entbinden. Geht es weiter Richtung Perinatalzentrum Level 2? Dann wäre eine Entbindung ab der 28. Schwangerschaftswoche bei uns im Haus möglich.

Dr. Schnelke: Die Auflagen, ein Level 2-Haus zu werden, sind sehr hoch. Wir werden es planerisch im Neubau versuchen unterzubringen. Damit wir ggfs. switchen können. Die Anforderungen aber, was alles gebraucht wird, sind echt hoch. Es ist nicht so, dass es nicht machbar wäre; aber scheitern könnte es letztendlich am Pflege-Personal. Die Quote von 30 bis 40 Prozent Intensiv-Schwestern und -Pflegern wird kaum zu erreichen sein. Außer München würde zum Leben noch teurer, dann könnte es sein, dass ein Teil des Fachpersonals weiter ins Umland rauszieht.

Frage: Was sind Ihre mittelfristigen Ziele in fünf Jahren, Dr. Schnelke?

Dr. Schnelke: 2027 sind wir mit dem Neubau schon sehr weit gediehen. Man hat selten das Glück, während seiner Laufbahn eine neue Klinik planen zu dürfen. Die Ideen und Vorstellungen und Entwicklungen in der Medizin haben sich verschoben. Früher hat man einfach Bettenhäuser geplant und gebaut – aber heute, mit der verkürzten Liegedauer und der Ambulantisierung der Medizin benötigen wir ambulante und tagesklinische Strukturen. Viele Patienten werden künftig morgens kommen und abends wieder heimgehen. Nachtservice wird immer weniger erforderlich sein.
Beim Kaiserschnitt waren die Mütter früher sieben Tage im Haus; inzwischen sind es kaum noch drei Tage. Es wird also immer weniger 24h-Betreuung benötigt; das muss sich natürlich auch baulich niederschlagen. So wird unsere Zentrale Notaufnahme im Neubau sehr viel größer werden; ebenso die Intensivstation. Künftig wird es mehr ambulante und mehr Intensiv-Patienten geben, aber weniger Patienten dazwischen.

Frage: Wo steht denn die Kinderstation in fünf Jahren?

Dr. Schnelke: Wir müssen auch mit der Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin dem Trend folgen. Wir brauchen ambulante Strukturen und Intensiv-Strukturen, weil die Medizin meiner Ansicht nach in diese beiden Bereiche zerfällt. Viele Kinder, die inzwischen hier bei uns mit dem zentralen Monitoring liegen, wären früher wahrscheinlich auf Intensiv gelandet. So konnte z.B. eine Sauerstoffbehandlung nur auf Intensiv durchgeführt werden. Auf der Kinderstation ist das bei uns inzwischen reine Routine. Wir sehen auf Grund des Monitorings, dass die Sättigung nicht gut ist und geben dann Sauerstoff.
Wenn der Trend so weitergeht wird es ein bisschen eng auf der Kinderstation. Unsere künftige Abteilung wird größer werden. Schon jetzt ist es so, dass München uns viele junge Patienten schickt.

Frage: Was ist Ihnen persönlich in der Kindermedizin besonders wichtig, Dr. Schnelke?

Dr. Schnelke: Der Patient steht bei uns im Mittelpunkt! Es gibt viele Baustellen und Probleme drum herum, die manchmal wahnsinnig großgemacht werden. Diese haben aber nichts mit der Medizin und mit dem Gesundwerden des Kindes zu tun. Man darf aber nie aus dem Blick verlieren, dass es um den kleinen Patienten geht. Dass dieser sich hier wohl fühlt und schnell wieder gesund wird.