„So richtig zart war ich eigentlich noch nie“, sagt Dorothee Heil augenzwinkernd, „das mit dem Übergewicht liegt in der Familie. Und bei einem dreimonatigen USA-Aufenthalt als 15-Jährige ging es richtig los. Damals nahm ich 20 Kilo zu.“
Übergewicht? Wenn man die schlanke, blonde Frau heute ansieht, würde man gar nicht auf die Idee kommen, dass sie jemals damit zu kämpfen hatte.
Doch vor etwa über einem Jahr wog Dorothee Heil noch 108 Kilogramm, war längst nicht so fit wie heute, tat sich schwer, schöne Kleidung zu finden, wie sie erzählt.
Das Hauptproblem war aber nicht das Optische: „Ich hatte nie das Gefühl, ‚unschön‘ zu sein, auch wenn ich mich mehr und mehr zurückzog. Das wird mir erst jetzt so richtig bewusst.“
Das Hauptproblem war die die Diagnose Diabetes mellitus, Typ 2.
„Von der Erkrankung erfuhr ich im Jahr 2018. Das war hart. Vor allem, weil ich die Diabetes-Medikamente nicht gut vertragen habe.“ Wegen der Beschwerden nahm sie die Tabletten nicht regelmäßig ein. Die Folge: „Es ging mir nicht gut, alles wurde schlimmer. Meine Blutwerte waren schlecht, ich hatte mit Schwindel und kaltem Schweiß zu kämpfen, merkte auch, dass die Erkrankung mir auf die Augen geht. Sowohl in meinem Beruf als Hebamme, als auch für meine Töchter habe ich nicht so funktioniert, wie ich sollte“, berichtet die sympathische zweifache Mutter aus Todtenweis bei Augsburg. Der Diabetes war allerdings noch gar nicht die einzige gesundheitliche Sorge: Auch eine Fettleber wurde bei Dorothee Heil diagnostiziert.
Fettleber, Diabetes, Höchstgewicht …
So konnte es nicht weitergehen. Zahlreiche Diäten hatten keinen Erfolg gebracht. „Mal nahm ich ab, dann wieder zu. Und jedes Jahr wurde es ein bisschen mehr, bis ich mein Höchstgewicht erreichte.“
Die Angst, der Diabetes als Folgeerkrankung des Übergewichts würde sie ihr Leben kosten, war zu groß. Also fasste Dorothee Heil den Entschluss, sich einer Magen-Operation zu unterziehen, um Gewicht zu verlieren und so ihre Krankheit in den Griff zu bekommen.
Sie informierte sich im zertifizierten Kompetenzzentrum für Adipositas- und metabolische Chirurgie (Adipositas-Zentrum Oberbayern) am Klinikum Landsberg bei Chefarzt Dr. Harald Tigges, Oberarzt Dr. Hans Dietrich Kern und dem ganzen Team. „Hier fühlte ich mich von vornherein in guten Händen, wurde sehr umfangreich informiert und toll begleitet.“
Empfohlen wurde Dorothee Heil eine Schlauchmagen-Operation. „Für mich und in meiner Gewichtsklasse war die am geeignetsten. Es gibt viele verschiedene OP-Möglichkeiten und einige Menschen, die noch viel mehr auf die Waage bringen, als ich damals. Aber bei mir war eben die Diabetes-Erkrankung der Hauptgrund.“
Viele Termine bis zum Ziel
Bis es zur OP kommen konnte, musste die heute 36-Jährige zahlreiche Termine wahrnehmen, um den Eingriff erstattet zu bekommen. „Ich ging zum Endokrinologen, um nachzuweisen, dass das Übergewicht keinen hormonellen Ursprung – Stichwort Schilddrüsenproblem – hat. Außerdem war ich bei der Röntgenuntersuchung, musste ein psychologisches Gutachten vorlegen, Diäten und sportliche Aktivitäten sowie die Diagnose Diabetes nachweisen. Und natürlich musste ich zur Ernährungsberatung gehen, die einen vor und auch nach der OP begleitet.“
Ein ganz schöner Organisationsaufwand. „Ja, aber das war es alles wert“, sagt Dorothee Heil und strahlt übers ganze Gesicht. „Man muss sich bereits vor so einer OP darüber bewusst sein, dass man sein ganzes Leben umstellen und diszipliniert sein muss. Aber ich bereue es keine Sekunde lang! Es geht schließlich um mein Leben.“
Zur Vorbereitung auf die Operation ernährte sich die damals 35-Jährige nur von flüssiger Nahrung. Und als es endlich soweit war, spürte Dorothee Heil „einfach nur Freude – und Hoffnung! Ich hatte totales Vertrauen in Dr. Tigges und Dr. Kern.“
Essen in Breiform
Die ersten Tage nach der OP waren „nicht ganz ohne“, erzählt sie. „Nachdem ich schon zwei Kaiserschnitte hinter mir hatte, war klar, dass Schmerzen nun mal dazugehören. Als die Drainage entfernt wurde, ging es mir aber schnell besser, und am vierten Tag durfte ich nach Hause.“ Dort gab es erst einmal alles in Breiform … „und ein Teelöffelchen war schon genug!“ Denn der Magen war ja operiert worden und musste sich an die neue Situation gewöhnen – wie Dorothee Heil auch. „Ich musste lernen, ganz in Ruhe, ganz langsam und ganz wenig zu essen. Dazu Vitaminpräparate, um nicht in einen Mangel zu kommen. Es hat gedauert, bis sich alles eingespielt hat.“
Und heute?
Heute ist Dorothee Heil rundum glücklich. Mit nur noch 64 Kilogramm Körpergewicht ist sie schlank – und vor allem gesund. „Und ich weiß, was mir guttut und was nicht. Zum Beispiel vertrage ich jetzt kein Fleisch und kein kohlensäurehaltiges Wasser mehr. Ich muss regelmäßig essen und immer nur kleine Portionen. Die Lust am Genuss ist mir aber nicht vergangen, denn ich darf ja grundsätzlich alles essen, was ich möchte, nur eben weniger davon. Beim Essengehen freut sich mein Mann jetzt immer, wenn er den Rest meiner Portion bekommt“, erzählt sie lachend.
Regelmäßig geht sie noch zur Kontrolle ins Adipositas-Zentrum am Klinikum Landsberg und auch zur Ernährungsberaterin. „Es ist schön, nicht auf sich alleine gestellt zu sein, sondern immer Unterstützung zu haben. Das ist unfassbar wertvoll.“
Die Krankheit ist Geschichte
Und was ist nun eigentlich mit der Diabetes-Erkrankung? Dazu verkündet Dorothee Heil stolz: „Ich habe keinen Diabetes mehr – das war ein sehr emotionaler Termin beim Diabetologen! Durch die OP und den Gewichtsverlust ist das tatsächlich geschafft, alle Werte sind gut. Und auch die Fettleber ist Geschichte – sie hat sich vollständig zurückgebildet.“
Kein Dauerschwitzen mehr, kein Schwindel mehr. Klamotten in Größe 38, nicht mehr in 46/48. „Und so viel Lebensqualität mehr!“ Dorothee Heil ist viel fitter, kann ausgelassen und ohne Beschwerden mit ihren 10- und 2-jährigen Töchtern herumtollen, kann ihre Arbeit als Hebamme wieder voller Tatendrang stemmen. Und freudestrahlend sagt sie: „Ich bin einfach glücklich.“
Dorothee Heil vor und nach der OP:
Info:
Adipositas-Zentrum Oberbayern
Wer unter massivem Übergewicht (Adipositas) leidet und keine erfolgversprechende Behandlungsoption mehr in einer rein diätetischen oder verhaltenstherapeutischen Therapie sieht, ist im Adipositas-Zentrum Oberbayern am Klinikum Landsberg richtig. Hier werden adipöse Menschen dabei unterstützt, abzunehmen und das reduzierte Gewicht zu halten. Im Adipositas-Zentrum, das jetzt zum „Kompetenzzentrum für Adipositas und Metabolische Chirurgie“ durch die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) zertifiziert worden ist, steht den Patientinnen und Patienten unter der Leitung von Chefarzt Dr. Harald Tigges ein spezialisiertes, interdisziplinäres Behandlungsteam aus Chirurgen, Internisten, Ökotrophologen, Psychotherapeuten und Physiotherapeuten zur Verfügung.
Dr. Harald Tigges erklärt: „Nach wie vor sind konservative Therapieoptionen die ersten Behandlungswege bei Übergewicht und Adipositas. An oberster Stelle stehen multimodale Therapiekonzepte mit Formulardiäten, Verhaltens- und Ernährungstherapien sowie einem Bewegungs- und Sportprogramm. Versagen die konservativen Therapien, werden nach individueller Abwägung und einer interdisziplinären Vordiagnostik operative Therapien in Erwägung gezogen, entsprechend den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) und dem Disease-Management-Programm (DMP). Das DMP ist jetzt für Erwachsene mit Adipositas auf den Weg gebracht worden. Der Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses ist dazu am 1. Juli 2024 in Kraft getreten. Ziel ist es, die Versorgung von Menschen mit Adipositas zu verbessern und damit den Verlauf dieser chronischen Erkrankung durch eine strukturierte leitliniengerechte Behandlung positiv zu beeinflussen.
Alle weiteren Informationen finden Sie unter Adipositas-Zentrum Oberbayern – Klinikum Landsberg am Lech (klinikum-landsberg.de) oder Telefon 08191/333-1070.